Am Sonnabend, dem 2. April 1900 fand im Gasthof „Goldene Henne“ eine längere Besprechung über die projektierte Eisenbahn Gotha-Arnstadt statt. Die mehrstündigen Verhandlungen führten zu dem Beschlusse, wegen der ablehnenden Haltung des preußischen Eisenbahn-Ministers, eine Kleinbahn zu bauen. Zwei Projekte sollen ausgearbeitet werden, elektrischer und Dampf-Betrieb. Am 22. Juni 1918 traf ein Transport von etwa 500 Verwundeten in Arnstadt ein, was dazu führte, dass u.a. auch die „Goldene Henne“ unter Leitung des Medizinalrates Dr. Toelle kurzfristig als Lazarett diente. Besitzer des Gasthofes um 1823 war Kommerzienrat Maempel. Er befand sich auch vorher schon, viele Jahre lang, in dem Besitz der der hoch geachteten Familie Maempel. Der Gasthof war wohl der bedeutendste der Stadt, der allen Ansprüchen, auch der höchsten Herrschaften, genügte. Nach dem Tod von Oskar Meampel um 1890 führte seine Witwe die Gaststätte weiter. Am 3. Januar 1899 übergab sie den Gasthof an ihren Sohn Paul Maempel.
Der Gasthof ging Ende 1906 in den Besitz einer Aktiengesellschaft über. Pächter ab 1.Januar 1907 war Paul Fröhlich (langjähriger Oberkellner in Erfurt´s“ Europäschen Hof“). Der Besitzer Edmund Böttner war während des 1.Weltkrieges zum Heeresdienst eingezogen worden. Am 11. Mai 1919 eröffnete er sein Hotel neu. Der spätere Besitzer, Herr Heyne, ließ 1921 die Räume des Restaurants vergrößern. Am 3 März 1921 war Neueröffnung.
Die Stadt Arnstadt kaufte Anfang Oktober 1922 das Hotel „Goldene Henne“. Es wurde als Altersheim umgebaut. Man richtete acht Wohnungen für ältere Bürger ein. Am 26. April 1923 hielt die erste Familie ihren Einzug. Eine außerdem errichtete „Notstandsküche“ eröffnete am 17. Mai 1923. In der Woche vom 1. bis 31. Januar 1924 wurden z.B. für Kleinrentner, Erwerbslose und Stadtarme 826 ganze und 276 halbe Portionen verabreicht. In den Folgejahren diente, insbesondere in Folge des 2. Weltkrieges, die „Goldene Henne“ als Armenhaus und Notstandsquartier. So wohnten 1946 über 120 Personen im Hause. In den 1950er Jahren begann man durch Einzug von Wänden und zusätzlichen Schornsteinen die ehemalige Struktur des Hauses als Gast- und Logierhaus grundlegend zu Gunsten von Wohnungen zu ändern. Dem viel auch der Stucksaal zum Opfer, in dem ebenfalls massive Wände und Schornsteine eingezogen waren. Den Charakter als Wohnstätte für sozial schwache Familien behielt das Objekt bis in die 1990er Jahre 1993 wurde das Haus von der Stadt Arnstadt öffentlichen ausgeschrieben und von der Familie Becker erworben. Zu diesem Zeitpunkt wohnten noch 13 Familien im Haus. Auf Grund der sozialen Mieterstruktur über Jahrzehnte war das Haus zu diesem Zeitpunkt teilweise in einem abrissreifen Zustand. Unabhängig davon wurde der Gebäudekomplex auf Grund seiner historischen Substanz als Einzeldenkmal gewidmet. Ab 1993 begann die Planung für die Wiederherstellung dieser historischen Bausubstanz, deren Umsetzung ab dem Jahr 2001 beendet werden konnte. In diesem Zeitraum musste 6 Jahre mit Mietern prozessiert werden, bis hin zur teilweisen Stellung von Ersatzwohnraum für 3 Familien in der so genannten „Kleinen Henne“. Die behördlichen Genehmigungen und Abstimmungen nahmen einen Zeitraum von 8 Jahren ein, auch bedingt durch die ständige Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfeldes und damit der Finanzierungsbasis für das Gebäudeareal „Goldene Henne“. Aus dem Haus musste während der Sanierungsphase ca. 110 Tonne Mietermüll und ca. 500 Tonnen reiner Bauschutt entfernt werden. Der gesamte Sanierungsaufwand betrug 3 Milionen Deutsche Mark. Am 4. Juni 2001 zu Pfingsten, wurde die Gastronomie in alter Pracht nach über 80 Jahren wieder aufgenommen. Seit dieser Zeit bemüht sich Familie Becker und alle Mitarbeiter des Hauses den Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten entsprechend der jahrhunderte langen Tradition dieses berühmten Gast- und Logierhauses.
Die „Goldene Henne“ hat wieder ihren Platz im kulturellen Leben der wunderschönen Altstadt von Arnstadt.
Tradition verpflichtet!